DIE RANDGRUPPE DER GESELLSCHAFTLICHEN SYSTEME*


Auf der idyllischen aber gottverlassenen Halbinsel 
„Hahnöfersand“ außerhalb der Stadt Hamburg liegt ein, von der Gesellschaft isoliertes, Haus mit vergitterten Fenstern für junge Täter. Sie sind Prügler und Räuber, Totschläger und Mörder aus unterschiedlichen Nationalitäten in Deutschland, im Alter von 16 bis 22 Jahren. Die jungen Opfer, deren Biografien sich decken, ziehen ihre Lebensmotivation aus ähnlichen Quellen: Poster von Rappern, Sportlern und spärlich bekleideten Mädchen.

Die Eltern dieser jungen Menschen kommen nicht aus den Stadtteilen von reichen/gut gebildeten Einwohnern z.B. „Rissen, Alsterdorf, Blankenese oder Wedel“, sondern meistens aus den Wohnorten von armen/nicht gut gebildeten Bewohnern z.B. „Harburg, Wilhelmsburg oder Billstedt“.  Sehr oft brachen ihre Väter und Mütter die Ehe früh ab oder investierten in den Traum des sozialen Aufstiegs zu viel berufliche Mühe. Leider schloss keines, der an die Straße verlorenen Kinder, ohne familiäre Unterstützung seinen Schulabschluss erfolgreich ab. Deshalb sind diese Menschen die Randgruppe des Systems zwischen Familie und Schule.

Zum Glück dürfen sie in diesem Haus, in dem sie bleiben müssen, Fernsehsendungen gucken oder mit dem CD-Spieler Musik hören. Jedoch lautet hier die Definition von Freiheit: „Eigene Wäsche selbst waschen zu können“. Ab und zu knüpfen sie Kontakt zu ehrenamtlich arbeitenden Menschen, die ins Gefängnis kommen, um mit ihnen etwas Leckeres zu kochen. Unter der Aufsicht eines Sportlehrers spielen Mörder manchmal gegen Totschläger Fußball, ohne dabei einen Schiedsrichter zu brauchen. Die Vollzugsbediensteten spielen als Ansprechpartner eine wichtige Rolle, um den jungen Opfern bei ihrem harten Leben in Haft zu helfen. Die Therapie von Experten ermöglicht ihnen auch psychologische Unterstützung. Trotz allem glauben/empfinden viele von Ihnen, die keine gute Beziehung/Kommunikation mit ihren Familien/Freundeskreisen haben, dass der Knast eine harte Schule der Erziehung ist.

Wenn einige von ihnen die kriminelle Knastkarriere erfolgreich beenden könnten, hätten sie vor, draußen eine Wohnung, einen Ausbildungsplatz und eine Arbeitsstelle zu bekommen. Jedoch wissen sie auch nicht, ob sie solche persönlichen Ziele erreichen können. Meiner Meinung nach ist es sehr schwierig, weil sie im Rausch ihr Glück suchten, im Konsum ihre Zuflucht fanden und am Ende eine Knastkarriere statt der üblichen Schulkarriere machten. Viele Arbeitgeber können ihnen leider keine Möglichkeit für einen Ausbildungsplatz oder eine Arbeitsstelle bieten, um die Ordnung und die Disziplin in ihren Betrieben nicht zu stören. Deshalb besteht fast keine Hoffnung für das zukünftige Leben dieser jungen Menschen, die zur Randgruppe des Systems zwischen Gesellschaft und Arbeitsmarkt geworden sind.

Fazit
Viele junge Menschen, die in der Familie bzw. Schule große Schwierigkeiten erleben, machen in der Gesellschaft leider zu viele Fehler, um ein schönes und attraktives Leben mit Geld, hübschen Mädchen und teuren Autos zu erreichen. Wenn sie in diesem Prozess ihre Ziele nicht erreichen, finden sie im Konsum – Alkohol, Drogen etc. – Zuflucht. Leider bleibt einigen von ihnen nicht erspart eine harte Knastkarriere statt der einfachen Schulkarriere machen zu müssen. Damit fahren sie von der Autobahn auf die Landstraße ab. Zweifellos erschwert diese ungewünschte Lage den Lebensweg der jungen Menschen.

Natürlich sind sie nicht nur schuldig. Wer für das gesellschaftliche und politische System eine Rolle spielt, ist auch ein bisschen schuldig: Eltern, Lehrer, Politiker, Wissenschaftler und jeder Mensch in der Gesellschaft. Meiner Meinung nach sind diese Kinder von vornherein dazu verurteilt, die Randgruppe der gesellschaftlichen Systeme zu werden.

Kanat - 07.12.2012

* Zusammenfassung des Textes „Gefangene auf neun Quadratmetern“ vom Hamburger Abendblatt am 17. November 2012. ÖK


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