X aus Hamburg: „Hallo, ich möchte nächste Woche nach Spanien fliegen. Kannst du mir in Barcelona ein Sofa oder einen Schlafplatz anbieten?“
Y aus Barcelona : „Ja gerne. Es gibt in meinem Haus einen kleinen,
aber süßen Platz zum Übernachten.“
Das freundliche Gespräch fand nicht auf der Bühne eines Theaters statt,
sondern auf einer Webseite. Deshalb muss ich Nein-Sagern, Klugscheißern und
Couchpotatoes zuerst eine schlechte Nachricht überbringen: Auf dieser Bühne gibt
es leider keinen Platz für euch!
Du bist neugierig auf andere Länder, Menschen, Kulturen und stark an einem interkulturellen Austausch interessiert. Deshalb willst du in eine andere Stadt deines Heimatlandes oder ins
Ausland, aber du lernst dort niemanden kennen, hast nicht ausreichend Geld für
die Unterkunft in einem Hotel und weißt nicht, wo man gutes Essen und Sehenswertes
findet. Bitte mach dir keine Sorgen, Lehrling der Verrücktheit! Der
Kapitalismus hat noch nicht überall gesiegt, und du bist in dieser Welt nicht
allein! Um dir zu helfen, gibt es überall Mitglieder der verrückten Reisenden.
Natürlich musst du erst einmal im Internet ein virtuelles Surfing machen, um
mit jemandem Kontakt zu knüpfen: www.couchsurfing.org
CouchSurfing, ein kostenloses und internetbasiertes Gastfreundschafts-netzwerk, hat ein gastfreundliches Motto: „Participate in Creating a
Better World, One Couch At A Time”. Die von Casey Fenton und seinen drei
Kollegen 1999 registrierte Webseite nutzen die Mitglieder, um eine kostenlose
Unterkunft auf Reisen zu finden, selbst eine Unterkunft oder auch anderes
anzubieten, wie beispielsweise einem Reisenden die Stadt zu zeigen. Trotz eines
schwerwiegenden Datenbankfehlers am 28. Juni 2006 hat CouchSurfing zurzeit
über 3 Millionen Mitglieder, die in 81.500 Städten und 246 Ländern und Gebieten
leben. Es ist die größte Vereinigung ihrer Art.
Den Kern dieses netten Angebotes bildet nicht nur der Austausch
von Gastfreundschaft. Ein Gastgeber, der als Mitglied von Couchsurfing nach
Belieben einen Schlafplatz anbietet, kann seinem Gast dabei helfen, in das
soziale Leben des Ortes einzutauchen. Damit lebt ein verrückter Reisender
wenige Schwierigkeiten und er besucht die guten Restaurants, Diskos, Bars,
Partys, Museen usw. Auch können Gastgeber und Gast eine nationale bzw.
internationale Kommunikation führen und kulturelle Werte austauschen. Das
heißt, dass das Konzept von CouchSurfing in der Praxis die kulturellen und interkulturellen
Aktionen unterstützt und ganz aktiv gegen die Diskriminierung und
Kategorisierung von Menschen aus verschiedenen Ländern arbeitet.
Seit über 10 Jahren sprechen viele internationale Medien positiv
vom CouchSurfing. Laut „Time“ ist das CouchSurfing nicht nur
eine Unterkunftsalternative sondern eine völlig neue
Art des Reisens. „The Guardian“ beschreibt Couchsurfing als eine
ausgezeichnete Möglichkeit, um
eine lokale Kultur kennen zu lernen. Für die
verrückten Reisenden fasst Semih Diken in einem Interview der türkischen
Zeitung „Hürriyet“ gut zusammen: Seine Frau und er haben durch CouchSurfing mit
Menschen aus über 10 Ländern Kontakt geknüpft. Sie müssen nun kein günstiges
Hotel mehr suchen.
Ich möchte euch eine Frage stellen: Wohnt ihr immer noch in einem
warmen Zimmer im Hotel Mama oder im eigenen Nest, und alles ist für euch
langweilig und eingefahren? Wenn ja, braucht ihr einen neuen Anfang, um euch aus
dem physiologischen Labyrinth des modernen Lebens in der kapitalistischen Welt zu
retten. Macht euch hoffnungsvoll auf, denn viele gastfreundliche Menschen aus verschiedenen Ländern warten auf euch!
Kanat – 28.05.2012
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