DAS SCHICKSAL EINES JUNGEN KATERS

In einem Dorf im Süden der Türkei lebte eine Bauernfamilie, die viele süße, hässliche, junge und alte Katzen hatte. Mit Resten der Mahlzeiten oder mit Milch und Brot fütterte die Mutter der Familie sie im Hof, auf dem der beste Baumeister im Dorf ein kleines und süßes Katzenhaus aus Ziegelsteinen gebaut hatte. Eines Tages sagte der Ehemann zu seiner Frau im Hof: „Wir haben viele Katzen und in unserem Katzenhaus keinen Platz für eine neue Katze! Wir müssen viele Katzen rausschmeißen, indem ich sie in andere Dörfer bringe.“ Da antwortete die Frau: „Wir haben gerade Februar. Wenn wir sie vertreiben, wird das schlimm für sie, weil es noch kalt ist und sie kein Futter finden können, um sich zu ernähren. Bis zum Mai sollten wir sie noch auf dem Hof lassen.“

Ein alter Kater hörte alles, was der Mann und die Frau besprachen. Um sich selbst wurde er nicht traurig, aber er dachte gleich an die Situation eines jungen Katers mit Namen Mavisch, weil der Mavisch erst vor sechs Monaten zur Welt gekommen war. Von allen Katzen war er am jüngsten. Außerdem hatte er viele graue, schwarze und etwas weißes Haar sowie ein paar blaue Haare im weißen Teil auf der Vorderseite. Deshalb nannte die gutherzige Frau ihn: Mavisch! Auch die anderen Katzen riefen ihn immer mit diesem Namen: Mavisch. Komm Mavisch, geh Mavisch, rede nicht Mavisch, wein nicht Mavisch! Alle Katzen fanden ihn lustig und liebten ihn wie der alte Kater. Aus diesem Grund dachte der Alte sofort an den Kleinen.

Nach Meinung des alten Katers musste Mavisch in diesem Haus bleiben. Deswegen fragte der Alte sich viele Male: „Wie kann der Mavisch in diesem Haus bleiben? Was soll er dafür schaffen?“

Es war schon April. Am Ende traf der alte Hase eine Entscheidung: Der Junge muss eine Heldentat vollbringen. Dafür muss er im Haus, im Hof oder im Garten eine Schlange totschlagen. Bisher hatte der junge Mavisch aber mit niemandem gekämpft und in seinem ganzen Leben keine Schlange gesehen. Deshalb hatte der alte Kater ein großes Problem: Wie könnte ein unerfahrener und junger Kater gegen einen Gegner kämpfen, ohne ihn je gesehen zu haben? Dafür hatte er eine Lösung gefunden: Übung macht den Meister, egal, ob jemand unerfahren oder jung ist.

Eines Tages rief der alte Kater den Mavisch zu sich, um mit ihm über seinen Plan zu reden. Erst mal klärte er ihn über das Gespräch zwischen dem Bauernpaar auf. Danach sagte er ihm seine Meinung. Darüber wollte der Kleine erst nachdenken. Weil der Kampf mit einer Schlange für ihn sehr gefährlich sein könnte und er den Krieg verlieren könnte. Am Ende könnte er sterben, als er noch so jung war. Der alte Kater gab ihm Recht und drei Tage Zeit für die Entscheidung. Nach drei Tagen teilte der Junge ihm seine Antwort mit: „Okay, ich bin dabei!“

Der alte Hase hatte eine große Schlange totgeschlagen, als er ein zweijähriger Kater war. Deshalb hatte der Meisterkater ausreichend Erfahrungen gesammelt, um dem Mavisch in Bezug auf seine Zukunft zu helfen. Zwei Wochen lang hat der alte Kater mit dem Jungen viele Übungen gemacht, um eine gute Kondition zu kriegen, und ihm viele Tipps beigebracht, um eine notwendige Kompetenz zu erreichen. Am Ende hatte der Junge eine Prüfung zur Orientierung der Schnelligkeit, der Geduld und des Timings bestanden. Er war bereit für einen Kampf mit einer Schlange. Egal, ob die groß oder klein und jung oder alt sowie stark oder schwach war. Er wollte nur in diesem Haus bleiben, um ein gutes Leben zu führen. Aber er hatte immer eine Frage: Wo und wie kann man eine Schlange finden? Nach dem zweiwöchigen intensiven Kurs hatte er dem Meister diese Frage gestellt. Der Alte gab ihm eine aufgeregte Antwort: „Warte mal noch ein bisschen, Junge! Das ist dein letzter Unterricht, aber du brauchst dazu keine Prüfung!“ Der Junge meinte zu ihm sehr leise und lächelnd: „Okay, mein Chef!“

Nach der Erfahrung des Meisters würden die Schlangen meistens nachts ihren Durst stillen. Durch eine ländliche Kanalisation würden sie ihre Lebensräume unter der Erde nachts verlassen und sie würden danach eine Wasserquelle, einen Bewässerungsgraben oder einen Fluss suchen, um Wasser zu sich zu nehmen. Jede Kanalisation hatte ein eigenes Schlangenloch. Der Meister und sein Lehrling hatten in einer Nacht alle Schlangenlöcher im Garten der Bauernfamilie zugestopft. Vom Abend bis zum frühen Morgen hatten sie die Löcher kontrolliert, indem sie sich beim Schlafen abgewechselt haben. In dieser Nacht war keine Schlange zum Wassertrinken erschienen. Das heißt, der Meister und Mavisch hatten ihr erstes Ziel erreicht. Die Schlangen mussten am folgenden Mittag oder Nachmittag herauskommen, um Wasser zu suchen.

Nach dem Sonnenaufgang fütterte die Mutter der Familie alle Katzen mit Milch und Brot. Der Alte gab dem Jungen fast die Hälfte seines Essens ab. Weil der Mavisch heute ganz stark sein musste. Am Mittag waren der Meister und sein Schüler im Garten, aber sie haben erst keine Schlange gesehen. Sie warteten über eine Stunde. Dann sah der Alte eine Schlange, die langsam heran gekrochen kam. Er zeigte sie dem Jungen. Der Junge hatte Angst vor dieser Schlange, da er sie erstmals in seinem ganzen Leben gesehen hat. Aber der Alte hat seine Situation bemerkt und ihn ermutigt: „Mach dir keine Sorge, Junge! Deine Reflexe sind besser als meine. Ich glaube daran, dass du diese Schlange totschlägst! Los, beweg dich, Mavisch!“

Im Garten hat Mavisch erst sehr langsam und leise miaut. Damit hat er die Schlange auf sich aufmerksam gemacht. Langsam gingen sie aufeinander zu. Zwischen den beiden gab es nur einen Meter, aber Mavisch kehrte zurück und begann, sich schnell zum Haus zu begeben.

Die Schlange begann, ihm zu folgen. Fast fünfzig Meter sind sie hintereinander hergeschlichen und beide haben sich der Metallaußentür der Küche genähert, die auf der Gartenseite lag. Unter der Tür gab es eine Wasserleitung für die Reinigung der Küche. Durch die musste Mavisch die Schlange rein locken. Dafür hat er eine Plastikkanne mit Wasser vor der Tür umgekippt. Das ganze Wasser wurde auf der Erde ausgegossen. Um das Wasser zu schlürfen, ist die arme Schlange dorthin gekrochen, aber sie konnte es nicht schaffen. Sie hat die Wasserleitung gesehen. Dadurch ist sie in die Küche gelangt. Somit hat der junge Kater das zweite Ziel erreicht.

Mavisch musste so schnell wie möglich von der Haustür in die Küche kommen. Dafür ist er sehr schnell gerannt. Er war jetzt in der Küche, ihm gegenüber die Schlange, die in der Mitte der Küche lag. Der Junge hat ganz leise miaut, um sich zu motivieren und um das Interesse der Schlange zu wecken. Die Schlange blickte ihm schon mit Hass entgegen. Sie haben sich in der Mitte der Küche getroffen. Zwischen beiden gab es nur fast einen halben Meter. Auf einmal hat die aggressive Schlange sich mit ihrem ganzen Körper bewegt. Mavisch wollte sie eigentlich nur beobachten, aber die Schlange hat ihn unversehens angegriffen. Zum Glück hat der Junge rechtzeitig reagiert und ist nach rechts gesprungen. Danach hat Mavisch einen Salto gemacht. Gleichzeitig schlug er mit seinen tödlichen Krallen den Kopf der aggressiven Schlange ab. Innerhalb von ein paar Minuten ist die arme Schlange gestorben. Die gesamte Familie hat vom Wohnzimmer aus alles mit angeschaut, was in der Küche passiert war. Nachdem Mavisch die Küche verlassen hat, haben alle Katzen im Garten ihm gratuliert.

Die Zeit ist schneller als eine Schwalbe. Deshalb vergingen die Tage rasend schnell. Außer Mavisch, seiner einäugig-blinden Freundin Tschilek und seinem besten Freund Boncuk wurden alle Katzen im Juni in die Felder der Nachbardörfer vertrieben. Jeder von ihnen weiß, dass das Leben manchmal ganz lustig, manchmal ganz schwer ist. Aber trotz allem ist das Leben schön für sie.

Kanat - 25.02.2012

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